Ein sichtbares Zeichen des Widerstandes Hans Scholl und die Weiße Rose

von Folker Förtsch

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Zwei Wochen später, am 18. Februar, fand der Widerstand der „Weißen Rose“ ein gewaltsames Ende. Beim Auslegen des sechsten Flugblatts im Lichthof der Universität während des Lehrbetriebs wurden Hans und Sophie Scholl vom Hausmeister entdeckt und bis zum Eintreffen der Gestapo festgehalten. Die Motive für diese riskante Aktion, die zur Enttarnung der Mitglieder der Gruppe führte, sind nicht eindeutig geklärt: Es habe sich um eine spontane Eingebung gehandelt; es sollte ein Fanal gesetzt werden, verbunden mit der Hoffnung, dass aus der ohnehin aufgewühlten Stimmung an der Münchner Universität eine Welle des Aufruhrs losbreche; man sei Fehleinschätzungen unterlegen, was die militärische Lage und die Haltung weiter Teile der Bevölkerung zum Regime angehe; oder es sei eine letzte, unter Zeitdruck durchgeführte Aktion gewesen, da man mit dem unmittelbar bevorstehenden Zugriff der Gestapo rechnete - dies sind einige der Erklärungsmuster, die diskutiert wurden und werden.

Geburtshaus von Inge und Hans Scholl in Ingersheim um 1930, Haus Schollenberg 6, die Scholl-Wohnung befand sich im ersten Stock
Geburtshaus von Inge und Hans Scholl in Ingersheim um 1930, Haus Schollenberg 6, die Scholl-Wohnung befand sich im ersten Stock

Jedenfalls: Die Gefahr, die das nationalsozialistische Regime den Aktionen der „Weißen Rose“ beimaß, wird daraus ersichtlich, dass die Aburteilung der Studenten und Professor Hubers durch den „Volksgerichtshof“ unter dem persönlichen Vorsitz seines obersten Richters Roland Freisler erfolgte. In einem vier Stunden dauernden Schnellprozess wurden die Geschwister Scholl und Christoph Probst am 22. Februar 1943 in München wegen landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und wenige Stunden später im Zuchthaus Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet. Nach Aussage der Gefängnisgeistlichen waren Hans Scholls letzte Worte unmittelbar vor seinem Tod: Es lebe die Freiheit. Zuvor hatte er mit Bleistift an die Wand seiner Zelle geschrieben: Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten – die Familienlosung der Scholls. In einem zweiten Prozess einige Wochen später wurden weitere Mitglieder und Unterstützer der „Weißen Rose“ zum Tode oder zu Haftstrafen verurteilt, darunter auch Eugen Grimminger.

 

Ein Schulprojekt

„Hans Scholl - Crailsheims großer Sohn”, eine Klasse der Wirtschaftsschule beim Abschluss eines Unterrichtsprojektes auf der Hans-Scholl-Allee, 2004
„Hans Scholl - Crailsheims großer Sohn”, eine Klasse der Wirtschaftsschule beim Abschluss eines Unterrichtsprojektes auf der Hans-Scholl-Allee, 2004

Eine Klasse des Wirtschftsgymnasiums befasste sich in einem Projekt mit dem Leben Hans Scholls. Das Ergebnis ihrer Recherchen haben die Schüler auf einer Internetseite zusammengetragen. Man kann sie sich hier anschauen.

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