Scholl-Haus wird aus der Anonymität geholt
Elisabeth Hartnagel feiert mit Crailsheimer Gruppen den 90. Geburtstag von Hans Scholl
Artikel im HT vom 18. September 2008
Mit Elisabeth Hartnagel, der Schwester von Hans und Sophie Scholl, wird der Weiße-Rose-Arbeitskreis Crailsheim und die Geschwister-Scholl-Initiativgruppe den 90. Geburtstag von Hans Scholl feiern.
Gefeiert wird am Dienstag, 23. September, einen Tag nach dem eigentlichen Geburtstag des Widerstandskämpfers. Der Termin ist ein Zugeständnis an das Volksfest.
Vorbei ist an diesem Tag dann die mühsame Suche der Crailsheimer und ihrer Gäste nach dem Scholl-Geburtshaus, denn um 19 Uhr wird dort Oberbürgermeister Andreas Raab in einem Festakt eine Gedenk- und Informationstafel aufstellen.
Anstoß für diese Tafel gaben Schülerinnen und Schüler der Kaufmännischen Schule Crailsheim und ihre Geschichtslehrerin Karin Durst, die sich nicht damit abfinden wollten, dass das Scholl-Geburtshaus anonym und ohne Hinweisschild ein Schattendasein in Ingersheim führt. Im Gespräch mit der Initiativgruppe, dem Arbeitskreis "Weiße Rose", Lehrern der Geschwister-Scholl-Schule und Baubürgermeister Herbert Holl entstand so eine repräsentative und informative Tafel.
"Wer hält stand? Widerspruch und Widerstand aus dem Kreis der Weißen Rose" - zu diesem Thema spricht am Dienstag um 20 Uhr im Ratssaal Dr. Peter Steinbach. Der Professor für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte an der Universität Mannheim und wissenschaftliche Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin ist ein ausgewiesener Kenner des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.
Steinbach ist Autor und Herausgeber wissenschaftlicher Fachbücher zum deutschen Widerstand. In seinem historischen Lesebuch "Widerstand in Deutschland 1933 - 1945", das er mit Johannes Tuchel (Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand) herausgegeben hat, versammelt er Texte und Bilder aus dem deutschen Widerstand, unter anderem auch von den Geschwistern Scholl.
Interessant an den Zeugenberichten sind die verschiedenen Formen des Aufbegehrens gegen das Naziregime in Deutschland. Der Bogen ist weit gespannt: Von der Arbeiterbewegung, über den christlichen Widerstand und Vereinigungen wie den "Kreisauer Kreis" und die "Weiße Rose" bis hin zum Militär. Viele Texte bewegen mit ihrer "moralischen Aufrichtigkeit", andere zeigen dennoch die "Grenzen und Widersprüchlichkeiten des Widerstands" auf.
Außerdem haben sich drei Filmemacherinnen der renommierten Hochschule für Fernsehen und Film in München unter der Regie von Karin Becker angesagt. Für ihren Film "Zeitzeugen" werden sie Szenen in Crailsheim drehen.
(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hohenloher Tagblatts)