Unterschiedliche Meinungen zu Weiße-Rose-Denkmal

Crailsheimer Gemeinderat befasst sich am Donnerstag mit einem Denkmal für Hans Scholl und Eugen Grimminger. Vorschläge  von zwei Künstlern liegen vor.
Von Andreas Harthan | 25.04.2017

Wenn sich das Stadtparlament am Donnerstag mit einem Denkmal für die Widerstandskämpfer Hans Scholl und Eugen Grimminger befasst, wird ein Sachverhalt öffentlich, der hinter den Kulissen schon länger kontrovers diskutiert wird. Es geht um die grundsätzliche Frage, ob die Aufstellung eines Denkmals noch zeitgemäß ist. Die „Initiative Erinnerung und Verantwortung“ (früher: „Initiativgruppe Geschwister Scholl“) macht sich vehement für ein Denkmal stark und hat es nun auch erreicht, dass es auf der Tagesordnung einer Gemeinderatssitzung auftaucht.

Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung ist, dass sie vom Gemeinderat beauftragt wird, die Initiative bei der Realisierung eines der beiden Denkmalentwürfe zu unterstützen. Als Standort wird der Vorplatz des Jagstbrückenhochhauses genannt. Bis 2018 (100. Geburtstag des in Crailsheim geborenen studentischen Widerstandskämpfers Hans Scholl) soll das Mahnmal stehen. Die Verwaltung unterstützt das Ansinnen „ausdrücklich“, schreibt Oberbürgermeister Rudolf Michl in der Sitzungsvorlage für die Stadträte. Mit einem Denkmal sollen Hans Scholl (1918–1943) und der ebenfalls in Crailsheim geborene „Weiße Rose“-Unterstützer Eugen Grimminger (1892–1986) „im Stadtbild wahrnehmbar gemacht werden“.

Doch der Verein in Crailsheim, der sich am intensivsten mit Leben und Wirken der studentischen Widerstandsgruppe befasst, der „Arbeitskreis Weiße Rose“, ist da anderer Meinung. Ende 2016 teilte er in einem Brief seinen Mitgliedern den Beschluss des Vorstandes mit, wonach ein Scholl-Grimminger-Denkmal „weder ideell noch materiell unterstützt wird“. Ein Denkmal, so der Vorstand, könne die in der Satzung fixierte Verpflichtung, „das eindrucksvolle Beispiel mutiger Bürgerinnen und Bürger während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland weiterzutragen und im öffentlichen Bewusstsein zu verankern“, „nur unzureichend“ erfüllen. Der Verein bemühe sich „eine wahrnehmbare Stimme im Diskurs um Toleranz und Demokratie zu sein“. Das sei eine dauerhafte Aufgabe, die nicht mit der Errichtung eines Denkmals erledigt werden könne, sondern nur mit interaktiven Formen der Kommunikation mit der Öffentlichkeit gelingen könne. Als Beispiele werden Ausstellungen, Vorträge, Wettbewerbe, Exkursionen und Workshops genannt. Auch der „Arbeitskreis Weiße Rose“ hatte vor Jahren die Aufstellung eines Denkmals erwogen, sich dann aber nach langer und intensiver Diskussion von dem Vorhaben verabschiedet. Als zu groß wird die Gefahr betrachtet, dass ein Denkmal letztendlich „eine leere, symbolische Geste“ sei, „die außer ihren Protagonisten niemanden interessiert“. Doch für die „Initiative Erinnerung und Verantwortung“ ist das Denkmal ein „wichtiges Projekt“. Der Initiative liegen Denkmal-Vorschläge von zwei Künstlern vor.

Die Entscheidung, welche Idee realisiert wird, will die Initiative dem Gemeinderat überlassen. Finanziert werden soll das Denkmal über Spenden, in der Sitzungsvorlage ist aber auch von einer eventuellen Beteiligung der Stadt die Rede. Die Armbruster-Arbeit kostet 40 000 Euro, die Kosten des Burchardt-Vorschlags lassen sich nicht beziffern.

Info 2017 jährt sich der Geburtstag von Eugen Grimminger zum 125. Mal, 2018 der Geburtstag von Hans Scholl zum 100. Mal.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hohenloher Tagblatts)
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Beschluss des Arbeitskreises

 

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