Eugen Grimminger
von: Dr. Armin Ziegler
Er war es, der es der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" finanziell ermöglichte, dass sie 1943 die letzten beiden Flugblätter in mehreren 1.000 Exemplaren an deutschen Universitäten und in einigen Großstädten verteilen konnten. Dafür bekam er eine zehnjährige Zuchthausstrafe - knapp am beantragten Todesurteil vorbei.

Eugen Grimminger wurde am 29. Juli 1892 in Crailsheim als Sohn eines Lokomotivführers geboren. Hier besuchte er die Volks- und Realschule. Daran schlössen sich eine Verwaltungslehre auf dem Rathaus in Crailsheim, dem damaligen Stadtschultheißenamt, sowie Praktika in kommunalen Verwaltungen und die Ablegung der Mittleren Verwaltungsdienstprüfung an. Am I. Weltkrieg nahm er von 1914 bis 1918 teil, wurde Unteroffizier und mehrfach ausgezeichnet. Der Krieg machte ihn jedoch zum Pazifisten.
Nach Kriegsende 1918 wurde er in den Kommunaldienst des Oberamts Crailsheim übernommen und leitete eine Dienststelle der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Hier lernte er den Bürgermeister der benachbarten Gemeinde Ingersheim, Robert Scholl, kennen.
Eugen Grimminger wurde am 29. Juli 1892 in Crailsheim geboren und war dort in der Verwaltung tätig. Er lebte hier bis 1922. Die jüdische Crailsheimerin Jenny Stern heiratete er 1922 in Stuttgart, weil die Verbindung zu einer Jüdin in seiner Heimatstadt nicht akzeptiert wurde. In Crailsheim lernte Grimminger Robert Scholl kennen, den Vater von Hans Scholl. Diese Verbindung aktivierte Robert Scholl später von Ulm aus, als er in Schwierigkeiten mit dem NS-Regime geriet. So entstand die Kontaktmöglichkeit zwischen Hans Scholl und Eugen Grimminger, die 1942 von Hans genutzt wurde. Zur Widerstandsgruppe "Weiße Rose" stieß er über die Freundschaft zu Sophie Scholl, die er über ihren Vater kennen gelernt hatte. Grimminger betreute dessen Büro, während Robert Scholl 1942 in Haft saß. Durch Gespräche mit Sophie erfuhr er von der Gruppe der Weißen Rose und unterstütze diese durch Sach- und Geldspenden. Im Zuge der Verhaftungen der Weißen Rose Mitglieder wurde am 2. März 1943 auch Grimminger von der Gestapo gefangen genommen. Als Grimminger im März 1943 verhaftet wurde, konnte er seine schützende Hand nicht mehr über Jenny halten. Sie starb im Dezember 1943 in Auschwitz. Im April 1945 konnte Grimminger in die Freiheit entlassen werden.
1922 heiratete Eugen Grimminger die jüdische Crailsheimer Bürgertochter Jenny Stern und wechselte, auch um der Kritik daran zu entgehen, als Prüfer zum landwirtschaftlichen Genossenschaftsverband nach Stuttgart.
1935 erfolgte die Entlassung durch den Reichsnährstand wegen Jüdischer Versippung". Daraufhin gründete er ein Wirtschaftstreuhand- und Beratungsbüro. Ihm gelang es, jüdischen Freunden und Verwandten zur Flucht aus Deutschland zu verhelfen.
Als 1942 Robert Scholl, der in Ulm ein ähnliches Büro hatte, eine Gefängnisstrafe wegen Verunglimpfung Adolf Hitlers antreten musste, half Eugen Grimminger, das Ulmer Büro im Herbst 1942 weiterzuführen. Hier lernte er Inge und Sophie Scholl näher kennen.
Ende November 1942 wurde Eugen Grimminger von Hans Scholl für die „Weiße Rose" um Geld angesprochen. Im Zeitraum Dezember 1942 bis Februar 1943 erfolgten mehrere Geldübergaben in Stuttgart und durch seine Mitarbeiterin Tilly Hahn in München.
Am 2. März 1943 wurde Eugen Grimminger in Stuttgart von der Gestapo verhaftet und nach München überführt. Im zweiten "Weiße Rose" Prozess am 19. April 1943 wurde er zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Die vom Staatsanwalt beantragte Todesstrafe konnte durch die mutige und kluge Aussage von Tilly Hahn in letzter Minute abgewendet werden. Bewirkt hatte diese entscheidende Einvernahme der Pflichtverteidiger von Eugen Grimminger, Rechtsanwalt Dr. Eduard Eble, der Tilly Hahn auch auf die Vernehmung vorbereitet hatte. Eugen Grimminger war das sehr bewusst.
Die Strafe „verbüßte" er im Zuchthaus Ludwigsburg unter starker seelischer Bedrückung, denn nach seinem Haftantritt wurde seine jüdische Ehefrau festgenommen, deportiert und kam in Auschwitz unter grausigen Umständen ums Leben.
Seine Hauptarbeit nach dem Krieg war der Wiederaufbau des württembergischen landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens. Als sein Präsident bis 1958 konnte er eine Reihe von noch heute bedeutenden Landeszentralgenossenschaften gründen. Er richtete u.a. auch die erste Genossenschaftsschule Deutschlands in Württemberg ein. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Tilly, die ihn vor dem Todesurteil gerettet hatte und die er 1947 heiratete, gründete er eine Stiftung, die noch heute Forschungen auf dem Gebiet der Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen fördert. Eugen Grimminger starb 1986 im Alter von 94 Jahren. Seiner Heimatstadt Crailsheim blieb er sein ganzes Leben eng verbunden.