Finanzier des Widerstandes Eugen Grimminger und die „Weiße Rose”

Dr. Michael Kißener

Die Geschichte der Münchner Studenten, die 1942/43 unter dem Namen „Weiße Rose“ ihre Mitbürger zum Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime aufriefen, Flugblätter verteilten und Wandparolen schrieben, ist heute nahezu in aller Welt bekannt. Nach den „Protagonisten“, Hans und Sophie Scholl, aber auch nach den weiteren Mitgliedern der Gruppe, Willi Graf, Christoph Probst, Alexander Schmorell und Prof. Kurt Huber, sind Straßen, Plätze und Schulen benannt.

Nahezu vergessen und unbekannt dagegen ist jener Mann, der den mutigen Widerstandskampf der Studenten und die Ausweitung ihrer Aktivitäten auf ganz Deutschland mit seinem Geld ermöglichen wollte: der Crailsheimer Eugen Grimminger.

Die Familie des Lokomotivführers Franz Xaver Grimminger war 1887 nach Crailsheim gekommen und hatte in der Bahnhofstraße 15 ein Haus erworben. Sie wurde schnell heimisch, der Vater engagierte sich im öffentlichen Leben der Stadt und beteiligte sich 1905 an der Gründung eines Bürgervereins. Der Sohn Eugen wurde als siebtes Kind der Familie 1892 geboren. In Crailsheim besuchte er die Volks-, dann die Realschule, die er mit dem „Einjährigen“ abschloss. 1907 bis 1909 ging er in die Verwaltungslehre des Stadtschultheißenamtes und der Stadtpflege in Crailsheim. Bis 1914 hatte er bereits mehrere Anstellungen als Gehilfe in kommunalen Behörden angenommen und bereitete sich auf eine mittlere Verwaltungsdienstprüfung vor. Doch dann kam der Erste Weltkrieg, der den jungen Verwaltungsbeamten ganz anders geprägt hat als die meisten seiner Generation. Zwar wurde Grimminger bis zum Unteroffizier befördert und erhielt auch Tapferkeitsauszeichnungen, aber er lernte auch die Schrecken des Krieges zu hassen und wurde zum überzeugten Pazifisten.

Zurück in Crailsheim als Berater des Kommunalverbandes, hat er seine Kriegserlebnisse in einem Roman mit dem Titel „Rosel Steinbronners Liebe“ verarbeitet und sich fortan für die Lehren Mahatma Gandhis interessiert.

Jenny und Eugen Grimminger, Sommer 1932 in Stuttgart
Jenny und Eugen Grimminger, Sommer 1932 in Stuttgart

Während der Tätigkeit Eugen Grimmingers auf dem Oberamt Crailsheim seit 1918 kam es zu amtlichen, aber auch zu familiären Kontakten zwischen ihm und der Familie Scholl. Robert Scholl, der Vater von Hans und Sophie, hatte wie Grimminger die Verwaltungsfachschule in Stuttgart absolviert und war von 1917 bis 1919 Schultheiß in Ingersheim bei Crailsheim. 1922 heiratete Grimminger die Crailsheimerin Jenny Stern, eine Jüdin. In der Kleinstadt Crailsheim war das eine Art Skandal. Grimminger hat die Situation des jungen Ehepaares in seiner Autobiographie drastisch beschrieben: „Nun begann eine schleichende Verfemung. Da wir bisher in einer Kleinstadt lebten, heiratete die halbe Stadt mit. Ich wurde angesprochen, ob ich mich nicht schäme. Meine Freunde zogen sich nach und nach zurück. Wir gingen nach Stuttgart.“

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