Klarer Blick auf die Vergangenheit

Absolut sehenswert: Crailsheimer Wanderausstellung über Widerstand der Weißen Rose noch bis 21. Mai im ASG

Artikel von Michaela Butz veröffentlicht im Crailsheimer Stadtblatt am 29.04.2010

Neue Wege beschritt der „Arbeitskreis Weiße Rose“ mit Unterstützung des Stadtarchivs bei der Konzeption einer Wanderausstellung über den Widerstand der Studenten um Hans und Sophie Scholl gegen das Nazi-Regime.

Ab dem Volksfest, so Ursula Mroßko am Montag, kann die Wanderaustellung „Beweist, dass Ihr anders denkt“ über das Stadtarchiv von Crailsheimer Schulen gebucht werden. <br />Foto: Butz
Ab dem Volksfest, so Ursula Mroßko am Montag, kann die Wanderaustellung „Beweist, dass Ihr anders denkt“ über das Stadtarchiv von Crailsheimer Schulen gebucht werden.
Foto: Butz

Er freue sich, dass die Wanderausstellung, die der Arbeitskreis „Weiße-Rose“ in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Folker Förtsch erstellte, im Albert-Schweitzer-Gymnasium zum ersten Mal gezeigt werde. Dicht gedrängt standen die Besucher am Montagnachmittag, als Schul­leiter Günter Koch seine Gäste begrüßte. Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung durch Oberbürgermeister Rudolf Michl.

„Beweist, dass Ihr anders denkt“ dokumentiere den radikalen Kulturbruch durch den Nationalsozialismus, so Ursula Mroßko als Sprecherin des „Arbeitskreises Weiße Rose“. „Wir hoffen, dass die hier angeregte Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart junge Menschen befähigt, ihre Zukunft besser zu gestalten“, umschrieb Mroßko die Zielsetzung der Ausstellungskonzeption.

Den Anstoß zu dieser Ausstellung gab Manfred Salinger, Vorsitzender des Bilgoraj-Kommitees. Sein Wunsch war es, dass junge Polen aus der Crailsheimer Partnerstadt vom Widerstand im Dritten Reich erfahren. „Da wir weder polnisch können, noch die Situation in Polen kennen, begannen wir eine Ausstellung für deutsche Schüler zu konzipieren“, erklärte Ursula Mroßko. Anfang Juni wird diese Ausstellung in Bilgoraj gezeigt. Eine Broschüre mit den 18 Bildtafeln und Texten in Deutsch und Polnisch dient in Polen als Übersetzungshilfe.

Die Ausstellung verfolge einen stringent inhaltlichen Ansatz, bewusst werde auf einen biografisch-erzählenden Ansatz verzichtet, so Stadtarchivar Folker Förtsch bei seiner Einführung am Montag.

Die ersten drei Tafeln stellen dabei die Mitglieder der Kerngruppe der „Weißen Rose“ vor und beschreiben deren Widerstand. Auf den 11 folgenden Tafeln wird den Zentralbegriffen der NS-Herrschaft die Kritik der „Weißen Rose“ entgegengestellt. „Das Besondere, vielleicht auch das Gewagte an dieser Gegen­überstellung ist, dass die Aussagen dem Betrachter ungefiltert und ohne Interpretationshilfe entgegentreten“, erklärte Förtsch. Zitate von Adolf Hitler oder SS-Führer Heinrich Himmler stehen so gegen Passagen aus den Flugblättern der Weißen Rose.

Die Ausstellungseröffnung hätte einen größeren Raum verdient. Dicht an dicht bis ins Zwischenstockwerk mussten sich die ASG-Schüler zusammendrängen. <br />Foto: Butz
Die Ausstellungseröffnung hätte einen größeren Raum verdient. Dicht an dicht bis ins Zwischenstockwerk mussten sich die ASG-Schüler zusammendrängen.
Foto: Butz

„Jeder, der vor diesen Tafeln steht, muss sich mit den widerstreitenden Aussagen auseinandersetzen, muss letztendlich Position beziehen“, so Förtsch. Die brutale Sprache der Gewalt und des Terrors, die in den Zitaten der NS-Führer zum Ausdruck kommt, entlarve sich dabei in ihrer Menschenverachtung selbst. Der dritte und abschließende Teil der Ausstellung versuche einen Brückenschlag in die Gegenwart. Er zeige die Aktualität der Ziele der „Weißen Rose“ und fordere zum „Lernen aus der Geschichte auf“. Die Beschäftig­ung mit der Geschichte des Dritten Reiches stelle ungeschminkt vor Augen, wohin Diktatur, Rassismus und übersteigerter Nationalismus führe, nämlich zu Hass, Menschenverachtung, zu Barbarei und Völkermord, zu Krieg und Zerstörung. „Niemand kann nach dieser historischen Erfahrung mehr behaupten, er habe nichts davon gewusst“, schloss Förtsch.

Das etwas andere Konzept der Ausstellung habe alle überzeugt, man merke ihr die zweijährige Diskussion zur Entwicklung und Verfeiner­ung an“, so Konrad Pflug von der Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg (LpB) in seinem Grußwort. Daher habe seine Stelle der Förderung der Ausstellung gerne zugestimmt.

Die Ausstellung werde auch gerne im Internet­angebot der LpB aufgenommen und damit bundesweit zum Verleih angeboten. Lob gab es auch von Manfred Maier vom „Arbeitskreis Georg Elser“ in Heidenheim. Grafisch gestaltet wurde die Ausstellung von Kurt Entenmann und Simona Stark aus Korb. Trotz des vielschichtigen Aufbaus sind die Tafeln gekonnt übersichtlich gehalten. Die teils drastischen Fotos werden sinnvoll inhaltlich eingebunden und wirken so um so mehr. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Schülern des ASG unter der Leitung von Wolfgang Schmid.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Crailsheimer Stadtblatts)

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