Neues sehen und erfahren Exkursion des Scholl-Arbeitskreises

Kürzlich trafen sich einige Mitglieder des Arbeitskreises "Weiße Rose Crailsheim", um vor Ort dem Leben der Geschwister Scholl nachzuspüren.

Artikel vom 12.08.2009 aus SÜDWEST AKTIV

So sieht das Haus der Großeltern Müller, in dem die Geschwister Scholl oft zu Gast waren, heute aus.
So sieht das Haus der Großeltern Müller, in dem die Geschwister Scholl oft zu Gast waren, heute aus.

Unter fachkundiger Führung von Stefan Kraut, Stadtarchivar von Künzelsau, konnten die Teilnehmer der Exkursion nach Forchtenberg und Künzelsau viel Neues sehen und erfahren. Der Stadtrundgang führte am heutigen Rathaus vorbei, dem Ort, an dem ehemals die Realschule stand. Hier gingen Hans Scholl (vom 16. April 1929 bis 6. Juni 1930) und seine ältere Schwester Inge (vom April 1928 bis 6. Juni 1930) zur Schule. Sie kamen mit dem Zug aus Forchtenberg, wo ihr Vater Robert Stadtschultheiß war. Robert Scholl war es auch, der sich für den Bau dieser Eisenbahnlinie stark gemacht hatte.

In Künzelsau konnten die Kinder über Mittag oder nach der Schule ihre Großeltern besuchen, die nahe des Bahnhofs und der Realschule ein großes Haus besaßen. Dieses Wohnhaus hatte der älteste Sohn des Werkmeisters, der wie sein Vater auch den Vornamen Friedrich trug, im Jahr 1905 für seine Eltern bauen lassen. Er war als Baumeister in Backnang tätig.

Der Großvater Friedrich Müller kam 1852 in Forchtenberg zur Welt. Er wurde Schuhmacher, zog nach Künzelsau und heiratete dort 1875 die um ein Jahr jüngere Sophie Hofmann aus Niedernhall. Vier der sechs Kinder erreichten das Erwachsenenalter. Friedrich Müller fand eine Beschäftigung in der aufstrebenden industriellen Gerberei. In der Firma Heinrich Reger und Co. brachte er es bis zum Werkmeister, zum Leiter einer Schichtgruppe. Das Stammhaus der Firma, ein stattliches Steingebäude im Gerberviertel, wird gerade renoviert. Um den Erhalt des ganzen historischen Gerberviertels, den "Honigzipfel", wird zur Zeit heftig gekämpft.

Die mittlere Tochter Magdalena, am 5. Mai 1881 in Künzelsau geboren, wurde Diakonieschwester und widmete sich der Krankenpflege. Sie war fromm, fröhlich und den Menschen zugewandt. Entgegen ihrer Lebensplanung heiratete sie am 23. November 1916 Robert Scholl (geboren am 13. April 1891 in Steinbrück bei Geißelhardt), den Vater von Hans und Sophie. 1917 wurde Robert in Ingersheim-Altenmünster Schultes. Hier wurden seine Kinder Inge und Hans geboren.

Im Anschluss an die Stadtführung diskutierte die Gruppe mit dem Stadtarchivar über die Widerstandskämpfer im Dritten Reich. Danach machte sie sich nach Forchtenberg auf, um den Hans-und-Sophie-Scholl-Pfad abzugehen. Dieser hat zwölf Stationen und ist gut beschildert. Außerdem kann man anhand eines Flyers (E-Mail: stadt@forchtenberg.de) die Lebensspuren der Geschwister Scholl durch den Ort nachverfolgen. Dieser Pfad ist der erste seiner Art und wurde 2006 zum 85. Geburtstag von Sophie Scholl eröffnet.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hohenloher Tagblatts)

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