Glasklare Weltbilder

Massiver können Weltbilder nicht aufeinanderprallen: Eine neue Wanderausstellung bringt es glasklar auf den Punkt, warum die Gruppe "Weiße Rose" um die Geschwister Scholl den NS-Terror verabscheuten.

Artikel von HARALD ZIGAN | 28.04.2010

Begleitheft Titel
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Fachliteratur über die "Weiße Rose" und ihre Mitglieder Sophie und Hans Scholl (1921 in Forchtenberg und 1918 in Ingersheim geboren) gibt es in Hülle und Fülle. Und auch etliche Ausstellungen haben sich schon dem Schicksal jener Studenten gewidmet, die vom NS-Regime gnadenlos verfolgt wurden. Der Kampf um eine andere, bessere Welt endete für die jungen Leute tödlich.

Gänzlich neue Wege beschritten das Stadtarchiv und der Arbeitskreis "Weiße Rose" aus Crailsheim, als das Komitee für die polnische Partnerstadt Bilgoraj eine Ausstellung über die studentische Widerstandsgruppe anregte: Zitate aus Flugblättern, Briefen und Tagebüchern von Mitgliedern der "Weißen Rose" werden dem menschenverachtenden Weltbild aus den Reden von NS-Größen wie Hitler und Himmler gegenübergestellt - mitsamt Bildern, die diesen Kontrast nicht minder stark betonen.

Bewusst haben die "Macher" auf Kommentierungen verzichtet: "Die Sprache des NS-Regimes entlarvt sich selbst", wie Stadtarchivar Folker Förtsch bei der gut besuchten, von Schülern unter der Regie von Wolfgang Schmid musikalisch bereicherten Premiere der Schau im Albert-Schweitzer-Gymnasium in Crailsheim erklärte. "Eindrücklich und lehrreich, ohne belehrend und moralisch zu wirken" - diese von Folker Förtsch skizzierte, nicht gerade leichte Aufgabe hat die vor allem für Schüler und Jugendliche konzipierte Ausstellung vortrefflich gelöst.

Begleitheft Rückseite
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Die Zitate belegen eindrucksvoll, dass "diese Studenten sehr früh erkannten, welchen Kulturbruch, welche radikale Verneinung aller humanen Kultur der Nationalsozialismus vertrat" - so Ursula Mroßko, Vorsitzende des Arbeitskreises "Weiße Rose". Die Ausstellung bietet neben einem Blick auf die Erinnerungsorte in Crailsheim auch Perspektiven dafür, welche Bedeutung das "Erbe" der Scholls hat. Schulleiter Günter Koch erhofft sich von der Schau jedenfalls "viele Impulse für unser alltägliches Handeln".

Auch der Crailsheimer Oberbürgermeister Rudolf Michl war von dem strikt inhaltlichen Ansatz der Ausstellung sehr angetan: "Ein wichtiger Mosaikstein, um die Erinnerung wachzuhalten."

Konrad Pflug von der Landeszentrale für politische Bildung hob den Ausnahmecharakter der Schau hervor - und bedauerte, dass die Mittel für die Gedenkstättenarbeit im Land nur noch ein Drittel des Etats von 1996 erreichen. "Großartig" nannte Manfred Maier vom "Arbeitskreis Georg Elser" in Heidenheim die Ausstellung.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hohenloher Tagblatts)

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