Die Brücken nach Bilgoraj weiter ausgebaut

Crailsheim. Seit zehn Jahren verbindet Crailsheim eine Städtepartnerschaft mit dem polnischen Bilgoraj. Eine Delegation mit 25 Crailsheimern baute kürzlich bei einem Besuch die Brücken nach Osteuropa weiter aus.

Artikel im HT am 11.06.2010

20 Jahre kommunale Selbstverwaltung in Polen, die 15. internationale Partnerschaftskonferenz und demnächst zum 15. Mal ein regelmäßiger Schüleraustausch zwischen dem UNO-Gymnasium und dem Albert-Schweitzer-Gymnasium waren weitere Anlässe für die Reise nach Südost-Polen.

Kommunalpolitiker aus den Partnerstädten Bilina in Tschechien, Stropkov in der Slowakei und Nowowolynsk in der Ukraine gaben sich zum Gedankenaustausch erneut ein Stelldichein. Schon seit zehn Jahren legt Manfred Salinger, Präsident des Crailsheimer Bilgoraj-Komitees, Wert darauf, Interessenten die polnische und deutsche Kultur, die Lebensweise bei den Nachbarn und deren Geschichte näherzubringen sowie die jüngste Vergangenheit aufzuarbeiten.

Bei der Weiße-Rose-Ausstellung im polnischen Bilgoraj: von links: Manfred Salinger, der Crailsheimer Oberbürgermeister Rudolf Michl und sein Kollege Janusz Roslan sowie die Arbeitskreis-Vorsitzende Ursula Mroßko. Foto: Franz Kasimir
Bei der Weiße-Rose-Ausstellung im polnischen Bilgoraj: von links: Manfred Salinger, der Crailsheimer Oberbürgermeister Rudolf Michl und sein Kollege Janusz Roslan sowie die Arbeitskreis-Vorsitzende Ursula Mroßko. Foto: Franz Kasimir

Dieses Mal trug hierzu der Crailsheimer Arbeitskreis "Weiße Rose" mit seiner Vorsitzenden Ursula Mroßko maßgeblich bei. Von ihr und Manfred Salinger erfuhren die Bilgorajer erstmals etwas über den Widerstand gegen die Gewaltherrschaft im "Dritten Reich". Die Crailsheimer Stadtverwaltung ließ die 20-seitige Broschüre zu der kürzlich in Crailsheim vorgestellten Wanderausstellung über die Gruppe um die Geschwister Scholl ins Polnische übersetzen, einige hundert Exemplare drucken und übergab sie als "Jubiläumsgeschenk" der Partnerstadt. Die Crailsheimer Ausstel-lung wird bis Mitte September in Bilgoraj verbleiben.

Bei der Präsentation der 18 Tafeln im UNO-Gymnasium erläuterte Manfred Salinger einige wichtige Gesichtspunkte zum deutschen Widerstand gegen die NS-Diktatur. Eine verachtende Weltanschauung könne den Einzelnen wie auch sich selbst entfremden und zur Kritik oder Wahrnehmung seiner Verantwortung unfähig machen. Laut Salinger solle die Ausstellung die Schüler des UNO-Gymnasiums und erwachsene Betrachter dazu animieren, sich mit dem Thema "Zivilcourage" intensiver auseinanderzusetzen, eigene Projekte zu entwickeln und diese einem offenen Gedankenaustausch zu unterziehen.

Unter der Leitung von Dr. Wolf Späth, bis zu seiner Pensionierung vor einem Jahr Schulleiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, wurde die erfolgreiche Schulpartnerschaft zum UNO-Gymnasium in Bilgoraj begonnen und ausgebaut. Er wurde dabei auch von Dietlinde Bialluch und Gernot Mitsch unterstützt, die ebenfalls die Crailsheimer Delegation begleiteten. Dr. Späth ermunterte die jetzt Verantwortlichen, dieses dem Völkerverständnis dienende wichtige Werk fortzusetzen. Der Crailsheimer Oberbürgermeister Rudolf Michl, erstmals in Polen, betonte bei mehreren öffentlichen Auftritten, dass für ihn der Weg das Ziel sei. Und die beiden Städte seien auf einem guten Weg. Man müsse das Zusammenwachsen gestalten, ohne die eigene Identität aufzugeben.

Zehn von 30 Schülerinnen und Schülern des UNO-Gymnasiums kamen in das Finale des Deutsch-Leistungswettbewerbes der Schule, für den sich der Deutschlehrer Grze-gorz Bryla eine besondere Form ausgedacht hatte. Alle Crailsheimer waren überrascht, wie gut sich die jungen Polen in der Horaffenstadt auskannten. Bei einem Quiz wurden fast alle Fragen fehlerfrei beantwortet. Siegerin wurde Natalia Niedzielska. Sie darf sich auf einen Volksfestaufenthalt in Crailsheim freuen. Für alle Teilnehmer gab es zur Belohnung Crailsheimer Literatur vor allem zur Lokalgeschichte und zu den internationalen Beziehungen.

Besonderer Höhepunkt war ein Volleyball-Spiel mit den Kommunalpolitikern aus allen fünf anwesenden Partnerstädten. Knapp setzte sich die heimische polnische Mannschaft gegen das internationale Team der Gäste durch - obwohl der seit seiner Jugend volleyballerprobte OB Michl so manche spektakuläre Parade lieferte...

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hohenloher Tagblatts)

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