Wanderausstellung 2010: Beweist durch die Tat....

„Beweist durch die Tat...”

...dass Ihr anders denkt”: Ausstellung zum Widerstand der Weißen Rose ab 26. April im ASG

Es ist keine Ausstellung „wie jede andere”, die im der Verein „Weiße-Rose-Arbeitskreis” und Stadtarchivar Folker Förtsch ins Werk gesetzt haben. Bilder und Zitate sprechen eindringlich für sich.

Über eine gelungene Ausstellung, die es in dieser Form noch nicht gibt, freuen sich: (von links) Stadtarchivar Folker Förtsch, die Vorsitzende des Weiße-Rose-Arbeitskreises, Ursula Mroßko und ASG-Schulleiter Günter Koch.    Foto: Siewert
Über eine gelungene Ausstellung, die es in dieser Form noch nicht gibt, freuen sich: (von links) Stadtarchivar Folker Förtsch, die Vorsitzende des Weiße-Rose-Arbeitskreises, Ursula Mroßko und ASG-Schulleiter Günter Koch. Foto: Siewert

„Beweist durch die Tat, dass Ihr anders denkt” – dieses Zitat aus dem fünften Flugblatt der Widerstandsgruppe „Weiße Rose” gibt der Ausstellung den Titel. Und es ist gleichzeitig eine Aufforderung an die heute lebenden Menschen, insbesondere an die Jugend, sich gegen Unrecht, Gewalt und Unfreiheit zu engagieren und mit Zivilcourage auf jeden Versuch zu reagieren, wenn die Menschenwürde getreten wird.

Den Ausstellungsmachern ging es nicht darum, das Leben und Tun der Mitglieder der Weißen Rose und insbesondere der Geschwister Hans und Sophie Scholl durch eine Aneinanderreihung der Lebensstationen und ihrer Aktivitäten im Widerstand einmal mehr zu dokumen­tieren. „Wir wollten eine etwas andere Ausstellung”, er­klärten Stadtarchivar Folker Förtsch und die Vereinsvorsitzende des „Weiße-Rose-Arbeitskreises Crailsheim”, Ursula Mroßko bei einem Pressegespräch im Albert-Schweitzer-Gymnasium, wo die Wanderausstellung im Foyer am 26. April um 16 Uhr von Oberbürgermeister Rudolf Michl eröffnet wird. „Dass die Ausstellung bei uns Premiere hat, macht uns stolz”, betonte ASG-Rektor Günter Koch. Die Eröffnung wird mit Klezmer und israelischen Liedern umrahmt.

Anlass für die Überlegungen zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung war die Bitte des Bilgoraj-Komitees, für die polnische Partnerstadt deutlich zu machen, dass es im Dritten Reich auch „die anderen Deutschen” gab, die keineswegs mit allem einverstanden waren, die sich eben nicht aktiv am Unrechtsstaat beteiligten oder einfach nur wegschauten. Dass Hans Scholl, einer der führenden Köpfe der Weißen Rose aus Ingersheim stammt, legte nahe, sich mit dem gewaltfreien Widerstand dieser Gruppe beispielhaft auseinanderzusetzen.

In zweijähriger intensiver Diskussion wurde ein Konzept entwickelt, das eindring­lich mit Bildern und Zitaten arbeitet – ohne vordergründig belehrend zu wirken (zu den Inhalten siehe nebenstehenden Kasten). Es ist allerdings auch eine Ausstellung, die man nicht einfach „konsumieren” kann. Die intensive Auseinandersetzung im Unterricht ist nicht nur erwünscht, sondern geradezu eine Herausforderung. „Danach wird die eigentliche Arbeit beginnen”, betonten Studiendirektor Günter Koch und die ehemalige ASG-Lehrerin und aktives Weiße-Rose-AK-Mitglied Dietlinde Bialluch. Die Wanderausstellung bietet damit eine Möglichkeit der lebendigen Auseinandersetzung mit dem Nazi-Terror wie Filme und (die immer weniger werdenden) Zeitzeugen und Besuche an Orten, die die Brutalität des NS-Regimes vor Augen führen.

Es geht – zweitens – darum, die ungebrochene Aktualität der Ideale der Weißen Rose zu verdeutlichen und sie zu leben. Die Ausstellung soll – drittens – die Diskussion in Crailsheim befruchten, wie man mit dem „Vermächtnis” der Geschwister Scholl umgeht, erklärte Ursula Mroßko. Dazu bietet insbesondere die letzte der 18 Tafeln Anlass.

Die 18 Tafeln werden nach dem 21. Mai (so lange ist die Ausstellung im ASG zu sehen) auf die Reise nach Bilgoraj gehen. Dort erhalten die Besucher und Schüler für den Unterricht eine Broschüre, die die Texte der auf den Tafeln in polnischer Sprache dokumentiert. Die Ausstellung bleibt in der polnischen Partnerstadt bis Ende August. Nach dem Sommerferien wird sie in Schulen in Crailsheim und in der Umgebung gezeigt.

An der Finanzierung beteiligen sich die Landeszentrale für politische Bildung (sie steuert die Hälfte der rund 7500 Euro Gesamtkosten bei), der „Weiße Rose Arbeitskreis e.V.”, das Bilgoraj-Komitee (polnische Broschüre), die Stadt Crailsheim (deutsche Broschüre) und der Verein „Gegen Vergessen und für Demokratie.” Sehr günstige Preise von Layouter und Drucker hielten die Kosten in überschaubaren Grenzen. ks

18 Tafeln in der Ausstellung

Es geht um Zivilcourage

Junge Menschen sollen ohne Bevormundung aus der Geschichte lernen. Die Wanderausstellung ist für Schulen in Crailsheim und in den Crailsheimer Partnerstädten konzipiert.

Auf 18 Tafeln wird der Weg der Weißen Rose, von Hans und Sophie Scholl, in Bildern und Zitaten so skizziert, dass ihr Weg in den Widerstand gegen das NS-Regime im Licht der damaligen Ereignisse erkennbar wird. Ihr Kampf gegen den Unrechtsstaat, gegen Diktatur und Führerprinzip, für Selbstbestimmung statt „Volksgemeinschaft” wird ebenso verdeutlicht wie die Themen Jugend­erziehung, Freiheit statt Unterdrückung, Mitmenschlichkeit gegen Rassismus und Völkermord. Es geht um Militarismus/Krieg, um Völkerverständigung statt Imperialismus und „Lebensraumpolitik” und um den Totalen Krieg. Veranschaulicht werden die Entscheidung zum Widerstand und die Ziele der Weißen Rose, die auch heute noch aktuell sind. Schlussendlich heißt ein Thema „Lernen aus der Geschichte”, und deutlich wird, was Engagement und Zivilcourage heute bedeuten und was Crailsheim und die Weiße Rose verbindet. ks

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Crailsheimer Stadtblatts)

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Artikel: Wanderausstellung in Niederstetten (erschienen in der Tauberzeitung)

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