Wanderausstellung 2010: Beweist durch die Tat....

Wie Worte zu Waffen werden

Eine neue, vom Arbeitskreis "Weiße Rose" und vom Crailsheimer Stadtarchiv konzipierte Wanderausstellung widmet sich dem Widerstand der Studenten-Gruppe gegen die NS-Diktatur.

Die neue Wanderausstellung über den Widerstand der "Weißen Rose" präsentierten (von links) Stadtarchivar Folker Förtsch, die Vorsitzende des Arbeitskreises "Weiße Rose"Ursula Mroßko und ASG-Schulleiter Günter Koch. Foto: Harald Zigan
Die neue Wanderausstellung über den Widerstand der "Weißen Rose" präsentierten (von links) Stadtarchivar Folker Förtsch, die Vorsitzende des Arbeitskreises "Weiße Rose"Ursula Mroßko und ASG-Schulleiter Günter Koch. Foto: Harald Zigan

Nicht alle Deutschen waren "willige Vollstrecker" des gottgleichen "Führer"-Willens, wie der Historiker Daniel Goldhagen konstatierte. Aber es gab zweifelsfrei Millionen von Bürgern, die sich mit dem NS-Regime arrangiert hatten.

Zu jenen, die nicht wegschauten, sondern den wahnsinnigen Weg in die Katastrophe glasklar voraussahen und mit ihren Mitteln den Kampf gegen die Barbarei aufnahmen, zählte Hans Scholl - 1918 in Ingersheim geboren und Kopf der Gruppe "Weiße Rose", zu der auch seine Schwester Sophie (1921 in Forchtenberg geboren) zählte. Beide wurden 1943 in München hingerichtet.

Die Waffe der "Weißen Rose" war das Wort: Auf Flugblättern richteten die Studenten und ihre Mentoren glühende Appelle an die Menschen, den Nazis Einhalt zu gebieten. Mit der brutalen Macht des Wortes gelang aber auch dem Redner Adolf Hitler der Aufstieg vom Männerwohnheim in die Reichskanzlei.

Auf sehr eindrucksvolle Weise führt eine neue Wanderausstellung, die vom Crailsheimer Komitee für die Partnerschaft mit der polnischen Stadt Bilgoraj angeregt und vom Arbeitskreis "Weiße Rose" mit seiner Vorsitzenden Ursula Mroßko sowie vom Crailsheimer Stadtarchivar Folker Förtsch in zweijähriger Arbeit umgesetzt wurde, diese beiden "Wort-Welten" und ihre realen Folgen in all ihrer Gegensätzlichkeit zusammen.

Auf den 18 Tafeln finden sich neben Bildern aus der NS-Zeit und aus dem Leben der Geschwister Scholl (darunter auch viele lokale Aufnahmen) nämlich fast nur Zitate aus zeitgenössischen Reden und Schriften: Hier die gnadenlose, ungeschminkte Sprache der NS-Machthaber, "die sich selbst desavouiert" und deshalb auch keine "belehrende Bilanz" braucht, wie Folker Förtsch bei der Vorstellung der Tafeln im Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) sagte. Und dort die von tiefer Menschlichkeit und der Sehnsucht nach Freiheit und Frieden geprägten Antworten der "Weißen Rose" auf diese Sprache des Todes und der Vernichtung.

Wie in Crailsheim die Erinnerung an die "Weiße Rose" bewahrt wird und welche Bezüge zu aktuellen Erscheinungen von Rassismus und Rechtsextremismus bestehen, sind weitere Themenschwerpunkte auf den klar strukturierten Tafeln, die nicht nur für den Einsatz in den Partnerstädten, sondern auch für Schulen gedacht sind.

Der ASG-Schulleiter Günter Koch geht jedenfalls davon aus, dass die Tafeln viele Diskussionen auslösen werden: "Genau das wollen wir ja auch erreichen."

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hohenloher Tagblatts)

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